Hanoi - Reisebericht

Der Inlandsflug mit VietJetAir am 06.03.2016 klappt wunderbar, wir haben sogar Sitze in der Notausgangsreihe, ein sehr nettes Gespräch mit dem Steward inklusive.
Erster Eindruck jedoch beim Aussteigen: Kühl, grau, neblig. Hmpf. Aber dieses Mal funktioniert der Pickup, den das Hotel in Hanoi, das wir ebenfalls vorab reserviert hatten, für 18 $ anbietet. 


Als wir vom etwas außerhalb liegenden Flughafen langsam immer tiefer in die Stadt hinein fahren, kommt uns hier alles schon ein bisschen
chaotischer vor als in Saigon. Unser Hotel liegt direkt in der Altstadt. Der erwartete Kulturschock kommt: JETZT.


Das heißt, noch bevor wir unser Zimmer beziehen, klärt uns die nette Rezeptionistin über das umfangreiche Tourenangebot auf. Wir buchen direkt für den nächsten Tag eine Tour in die Halong Bucht mit Übernachtung auf dem Schiff. Erst danach bringen wir unsere Rucksäcke auf´s Zimmer und stürzen uns ins laute, hupende, chaotische Altstadtgewimmel. Die Altstadt ist südlich mit dem See Hoan Kiem begrenzt und besteht aus 36 Gassen - wobei "Gassen" untertrieben ist, es handelt sich hier um ein Netz kleiner Straßen. In jeder Straße wird ein bestimmtes Gewerk angeboten - wir wohnen in der Devotionalien-Gasse ganz in der Nähe des Sees. Vom Balkon im ersten Stock haben wir einen wunderbaren Blick auf die dreimal täglich stattfindende Rush-Hour.


Im Gegensatz zu mir hat Volker die Sache mit der Orientierung voll im Griff. Er schaut, bevor wir das Hotel verlassen, einmal auf den Stadtplan, und weiß dann genau, wohin wir müssen. Ich hingegen stehe völlig verschreckt an der ersten Kreuzung und bin irgendwas zwischen fasziniert und vollkommen überfordert mit all meinen Sinneseindrücken. Es ist voll, laut, ein ständiges Gehupe (irgendwann hört man es aber nicht mehr), es nieselt, man muss permanent auf den Verkehr aufpassen und dabei die Orientierung behalten. Verkäufer/innen quatschen einen laufend an und wollen für Unsummen irgendwas verkaufen; man sollte hier seine Nerven bewahren und immer freundlich, aber bestimmt "nein, danke" sagen. Am besten auf vietnamesich, das ist gar nicht schwer. Außerdem habe ich Hunger und muss erstmal was essen, sonst geht bei mir sowieso gar nichts. Also kehren wir an einer Straßenküche auf Fried Rice und die in Vietnam obligatorische Pho Bo, Rinderbrühe mit Reisnudeln und Kräutern, ein.



Gestärkt laufen wir durch das Gassengewirr, bis es dunkel wird - wir lassen uns einfach treiben. Also ich denke, wir lassen uns treiben, Volker weiß aber eigentlich immer recht genau, wo wir sind. Wie macht er das nur? Ich schaffe das selbst nach drei Tagen in Hanoi nur schwer und versuche, mit dem iPhone zu navigieren, allerdings muss man beim Gehen auf der Straße - und auch auf dem Gehweg, falls vorhanden oder nicht komplett zugestellt - immer auf die Mopeds aufpassen. Unterm Gehen auf´s Display schauen ist also riskant, wenn man nicht überfahren werden will.


Markt, u.a. mitten auf der Straße:





Brücke über den Roten Fluss mit einer "Ananas-Station" an deren Beginn:




Ein kleiner Bahnhof - wir haben Glück, und ein Zug fährt gerade ein:





Nach Einbruch der Dunkelheit schlendern wir weiterhin durch die Straßen, die nun komplett anders aussehen als tagsüber - ich bin mir sicher, dass wir in der einen oder anderen heute schon waren. Vielleicht




An einer Kreuzung gibt es einen Bia Hoi - Ausschank: Frisch gebrautes und verdammt süffiges Bier aus Edelstahlfässern, zu haben schon ab ca. 30 Cent für einen knappen halben Liter. Hier sitzen ausschließlich ältere vietnamesische Herren - und wir, nachdem wir rangewunken wurden. Mit Händen, Füßen, Stift und Papier (Englisch kann hier nicht jeder) werden die wichtigten Basics ausgetauscht, die für die Vietnamesen wären: Wo kommt ihr her? Wie alt seid ihr? Seid ihr verheiratet? Nach einem Bier ziehen wir weiter und trinken in der Backpacker-Vergnügungsstraße noch ein, zwei (drei??) Bia Hoi, ehe wir über einen Nachtmarkt - es ist Sonntag- , zurück zum See gehen.

Tempel des weißen Pferdes (oder so ähnlich):



Kreisverkehr am See:



Hoan Kiem See:


Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zur Halongbucht, kommen jedoch Dienstag Abend für zwei weitere Nächte wieder zurück nach Hanoi. Wir bekommen sogar "unser" Hotelzimmer wieder. Am Mittwoch stehen wir früh auf (eigentlich wie jeden Tag), heute steht Sightseeing auf dem Programm. So laufen wir in westlicher Richtung aus der Altstadt raus und gehen zum Ho Chi Minh Mausoleum.


Am Ho Chi Minh Mausoleum angekommen, staunen wir nicht schlecht: Kinderhorden soweit das Auge reicht. Es geht hier sehr gesittet und streng zu, schließlich ist das hier ein "heiliger" Ort, an dem Onkel Ho´s einbalsamierter Leichnam liegt. Die Kinderhorden stehen insofern recht brav in Zweierreihen. Von einem Wachmann erfahren wir, dass einmal im Jahr sämtliche Schulklassen ihrem Onkel Ho einen Besuch abstatten, und dies sei ausgerechnet heute, "You are not lucky. Long wait." Wir finden, dass wir sehr wohl lucky sind, denn wir haben einen Heidenspaß mit den Kindern (soweit man hier vor den Augen der Wachen halt Spaß haben kann), und die Lehrer haben Spaß mit uns und wollen Fotos mit Volker. Der sticht mit seinen 1,95 m schon ordentlich aus der Masse heraus, egal wo wir hingehen. Und er ist jetzt auf mehr vietnamesischen Erinnerungsfotos drauf als auf unseren eigenen.




Im Mausoleum selbst wird man recht schnell an Ho Chi Minh´s Leichnam vorbei geschleust, man darf nicht stehen bleiben, die Wachen passen auf wie die Haftlmacher. Rucksäcke und Kameras muss man am Eingang abgeben, die Kamera bekommt man allerdings unmittelbar nach dem Mausoleum wieder - was auch gut so ist, denn man kann anschließend die Wohn- und Arbeitsräume Ho Chi Minh´s begutachten. Natürlich sind auf dem Anwesen von Onkel Ho auch die Kinderhorden wieder verteilt, und knabbern am Ausgang nach erfolgreich absolviertem Ausflug an einem Wurschtlolli. 






Auf dem Anwesen findet sich auch wieder ein kleiner chinesisch angehauchter Tempel.



Da heute unser Sightseeing-Tag ist, nehmen wir auch das recht modern aufgemachte Ho Chi Minh Museum mit. Wir lassen uns Zeit. So viel Zeit, dass die Frau, die die Rucksäcke am Eingang des gesamten Areals entgegen nimmt, schimpft, weil sie eine Stunde auf uns warten musste, nachdem die letzten ihre Rucksäcke geholt haben. Muss einem vorher halt jemand sagen...






Nicht weit weg liegt der Literaturtempel, unser nächstes Ziel. Es handelt sich dabei um einen konfuzianischen, als Nationalakademie erbauten Anlagenkomplex. In einem der Innenhöfe findet ein Fotoshooting statt - offensichtlich Abschlussklassen, aber näheres finden wir nicht heraus.









Von hier laufen wir durch die Straßen und am Ufer des Sees entlang zurück in unser Hotel.










Einen kurzen Abstecher machen wir unterwegs: Zum Ticketkauf im Wasserpuppentheater. Es gibt täglich mehrere Vorführungen, ein Ticket kostet 100.000 Dong. Wir wählen die Vorstellung am Abend, 20:00 Uhr. Und bereuen es nicht. Das Wasserpuppentheater ist sehr hübsch und liebevoll aufgemacht, alleine schon die offene, chinesisch gestaltete Bühne (der Zuschauerraum ist überdacht), die Band, die die Musik zu den Stücken live spielt, und natürlich erst die Holzpuppen in zahlreichen Variationen. Dass wir ungeplant in der ersten Reihe sitzen ist das i-Düpferl. Wir sind nach der ca. einstündigen Vorstellung berührt und ein bisschen verzaubert.



Den Abend lassen wir in einem sehr hübschen, etwas nobleren Restaurant, bei "Madame Hien", ausklingen.



Morgen geht die Reise Richtung Süden weiter...

Fazit zu Hanoi:
Es ist verrückt, chaotisch, neblig, voll, laut und die schrägste Stadt, die ich bisher gesehen habe. Aber auch eine der liebenswürdigsten. Dieser irre Verkehr. Diese interessante Bauweise. Ich habe mich wohl gefühlt - und würde sofort wieder kommen.  

Hotel: Golden Charm Hotel Hanoi
90 $ für ein Doppelzimmer für drei Nächte: schönes sauberes Zimmer mit großem Bad und Balkon im 1.OG, mitten in der wurligen Altstadt, Frühstück inklusive (hier aber zu Stoßzeiten wenig Plätze). Kann man durchaus machen.

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